Auf Gottes Barmherzigkeit hoffen

 

Wir Priester nehmen Versagen und Schuld im eigenen Leben wie bei Menschen in unserer Umgebung wahr. Es gilt, umzugehen mit Überforderung und Misserfolg, mit Vereinsamung und Scheitern. Wir erleben immer wieder die Spannung zwischen Amt und Menschlichkeit, zwischen Ideal und Wirklichkeit. Wie Jesus dürfen wir auf Gott, den Vater, hoffen und auf seine erbarmende Liebe setzen – für uns wie für andere. Unsere Verkündigung muss die Herzen der Menschen für Gottes Barmherzigkeit öffnen und erwärmen. Und durch unsere Güte sollen andere Gottes Erbarmen erleben können.

Wir brauchen die eigene Erfahrung von Leid und Schwäche und Sünde nicht zu überspielen. All das schließt die Chance in sich, nach oben Ausschau zu halten und uns je neu abhängig zu machen von Gottes Führung und Erziehung. Seine Gnade erweist ihre Kraft in unserer Schwachheit. Der Apostel Paulus versteht sich nur als Werkzeug in der Hand eines Größeren. Das schließt durchaus das eigene Bemühen um Persönlichkeitsbildung und das Streben nach Heiligkeit ein. Schwächen, Verletzungen und auch Sündhaftigkeit werden trotz allem bleiben. Sie stören und demütigen angesichts unserer hohen priesterlichen Berufung und lassen uns weniger auf eigene Begabung als auf Gottes Gnade vertrauen. Wenn wir sie gläubig annehmen, gehen wir das Wagnis der Freiheit der Kinder Gottes ein. Gerade auch in der Erfahrung eigener Schuld und Schwäche ist uns der Dienst der Versöhnung aufgetragen. Und wir dürfen wie Paulus einladen: Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch mit Gott versöhnen.